70% der Bündner können oder wollen mit Wölfen im Kanton leben

von VJBH Administrator

Man hat sich daran gewöhnt: 70 Prozent der Bündner Bevölkerung können oder wollen mit Wölfen im Kanton leben. Die regionalen Unterschiede sind aber beträchtlich. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Somedia, Radiotelevisiun Svizra Rumantscha und dem Regionaljournal Graubünden ergeben.

Von Olivier Berger, Südostschweiz

Laut der Befragung, für welche 1200 Personen kontaktiert worden waren, wollen kantonsweit lediglich 27,4 Prozent er Bevölkerung die Rückkehr des Wolfs verhindern.

Bei Männern und Jungen beliebt

Augenfällig am Umfrageresultat ist unter anderem, dass keine einzige Bevölkerungsgruppe oder Region sich mehrheitlich dafür ausgesprochen hat, die Rückkehr des Wolfs zu verhindern. Unterschiede gibt es aber trotzdem. So erfreut sich Meister Isegrim bei Männern leicht höherer Beliebtheit als bei Frauen. Etwas deutlicher sind die Fronten zwischen den Altersgruppen. So wollen gut 20 Prozent der Befragten zwischen 18 und 34 Jahren den Wolf sogar fördern – bei der Altersgruppe über 55 Jahren sind es gerade noch drei Prozent. Umgekehrt wollen mehr als ein Drittel der über 55-Jährigen die Rückkehr verhindern; bei den Jungen sind es 16 Prozent.

Der Süden ist gegen den Wolf

Das Ja zum Wolf fällt in Südbünden denkbar knapp aus, wie die Resultate weiter zeigen. Mit 43 Prozent ist der Wunsch nach einer Verhinderung der Rückkehr im Süden fast doppelt so hoch wie in der Region Nordbünden. Am zweitbeliebtesten ist der Wolf in Mittelbünden, gefolgt vom Engadin; die Surselva wiederum ist fast gleich skeptisch wie Südbünden. Naturgemäss beurteilen Stadt und Land die Rückkehr des Wolfs unterschiedlich. Während in den Stadtgebieten nur jeder Fünfte die Rückkehr verhindern möchte, ist es auf dem Land jeder Dritte. Die höchste Zustimmung erhält die Rückkehr des Wolfs in den Agglomerationsgebieten des Kantons. Unterschiede gibt es auch zwischen den politischen Lagern. So will fast jeder dritte bürgerliche Befragte die Rückkehr verhindern. Umgekehrt wollen bei der Linken doppelt so viele Befragte die Wiederansiedelung aktiv fördern wie bei den Bürgerlichen.

Keine Überraschungen 

Dass der Wolf in Italienischbünden wenig Sympathien geniesst, ist für Otmaro Beti nachvollziehbar. «Bei uns ist die Verbundenheit zur traditionellen Alpwirtschaft und zur Jagd noch grösser als in den städtischen Gebieten», sagte der Präsident des Vereins für Lebensräume ohne Grossraubtiere, gestern auf Anfrage. Die Gesamtresultate überraschten ihn nicht. «Sie widerspiegeln die Anforderungen und Interessen der Gesellschaft», sagte Beti. Jacqueline von Arx, Geschäftsführerin von Pro Natura Graubünden, zeigte sich gestern auf Anfrage erfreut über die hohe Zustimmung zur Rückkehr des Wolfs. Die Menschen realisierten langsam, dass der Wolf keine Bedrohung sei. «Ich gehe deshalb davon aus, dass die Zustimmung weiter steigen wird», sagte von Arx. Regierungsrat Mario Cavigelli zeigte sich gestern zufrieden mit dem Resultat. Dieses belege, dass der Kanton mit seiner Strategie auf dem richtigen Weg sei, sagte er.

Quelle: Südostschweiz, 31. August 2015

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